Reisebericht von unterwegs

Teil 6

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Hier der erste Reisebericht von unserer Rückreise, die uns erstmal in den Fernen Osten führt, um uns dann zurück in den Westen zu bringen :-)


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Kambodscha 20.04. - 05.05.2004
Vietnam 05.05. - 05.06.2004

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Kambodscha

Phnom Penh - 03.04.2004

Verkehrsmittel in Kambodscha
Öffentliche Verkehrsmittel in Kambodscha sehen meist so aus - wir fuhren immer in der Kabine mit.

Mit dem Zug fuhren wir von Bangkok nach Aranyaprathet und von dort mit einem alten klapprigen Pickup die letzten paar Kilometer zum kambodschanischen Grenzübergang Poipet. Hier wurden gegen je 1000 thailändische Baht (ca. 25 €) schnell und unkompliziert die kambodschanischen Visa in unsere Pässe geklebt und wir passierten ohne Probleme die Grenze. Mit einem der zahlreichen wartenden Pickup-Sammeltaxen fuhren wir in der klimatisierten Fahrerkabine, auf wider Erwarten recht guten Straßen, nach Battambang. Kaum waren wir die paar Meter vom Markt zum Hotel gelaufen, ging ein tropischer Regenguss nieder und auf dem Dach gegenüber führten die Kinder Freudentänze auf - Anfang vom Ende der Trockenzeit?! Zum Glück fanden wir noch den Regenschirm aus China in unserem Gepäck, so dass wir trocken zu unserem Abendessen und zurück kamen. Die Stadt gefiel uns gut: es gab ein paar schöne französische Kolonialhäuser, einen kleinen aber brauchbaren Markt und eine hübsche begrünte Promenade am Fluss. Leider hatte der Fluss trockenzeitbedingt sehr wenig Wasser, so dass es nicht möglich war mit dem Boot von hier aus nach Siem Reap zu fahren. Das sparte uns jede Menge Geld, denn inzwischen müssen Ausländer auf allen Wasserwegen Kambodschas deutlich erhöhte Spezialpreise bezahlen. Statt der je 15 US-Dollar für das Boot zahlten wir je 4 US-Dollar für die Fahrt in Pickups.

Der Dollar ist hier übrigens die immer und überall akzeptierte Zweit-Währung. Bezahlt man in Dollar, bekommt man meist Dollar als Wechselgeld zurück - statt Cent gibt es die Landeswährung Riel. Im Westen des Landes sind auch noch thailändische Baht gebräuchlich und man kann sogar mit allen drei Währungen auf einmal zahlen, vorausgesetzt man hat einen Taschenrechner oder ist guter Kopfrechner.

Ankor Wat
Ankor Wat, der (Haupt-)Tempel, der der ganzen Anlage den Namen gab.

Siem Reap mag einmal ein Ort gewesen sein - jetzt ist es eine erweiterte Servicestation für Besucher der Khmer-Tempel von Angkor, wegen denen auch wir angereist waren. Wir absolvierten ein 3-tägiges Besichtigungsprogramm und bedienten uns dazu eines "Remorque-Moto", einem Moped mit Personenanhänger, um die doch recht großen Distanzen zwischen den Tempelanlagen zurück zu legen. Die Tempel haben uns gut gefallen. Unsere persönlichen Highlights waren die immer seltener werdenden von Bäumen und Grünzeug überwucherten Tempel, in Stein gehauene Tempeltänzerinnen, die uns sehr an die Figuren im indischen Khajuraho erinnerten und die wunderschöne Stimmung an den weniger besuchten Tempeln. Nach drei Tagen Tempel, Tempel, Tempel, sah alles irgendwie gleich aus und wir fuhren weiter nach Kompong Cham am Mekong.

Überwucherter Tempel in Ankor
Überwucherter Tempel in Ankor.

Obwohl wir auf dem Weg dorthin einen Umsteigestopp in Skuon einlegen mussten, sahen wir nichts von den im Reiseführer versprochenen, frittierten großen Spinnen, die eine allgegenwärtige Spezialität dieses Ortes sein sollen. Anscheinend findet man inzwischen auch hierzulande die profanen Kartoffelchips schmackhafter! In Kompong Cham angekommen, nahmen wir uns ein Zimmer an der Mekongpromenade; für nur 4 US-Dollar gab es ein eigenes Bad, Fernseher und Balkon. Wir teilten uns das Zimmer mit zahllosen Termiten, einer riesigen Kakerlake und Geckos aller Größen - nachts sorgte unser Schutzgeist "Egon" (Moskitonetz), wie immer dafür, dass wir unser Bett für uns alleine hatten. Am nächsten Tag erkundeten wir den Ort, der allerdings nichts besonderes zu bieten hatte. Deshalb saßen wir stundenlang auf dem Balkon, lasen unsere Bücher und wunderten uns über die geringe Anzahl von Schiffen und Booten auf dem Mekong - wir hatten regen Schiffsverkehr erwartet, wie wir ihn im Jahr 2000 in Laos gesehen hatten.

Am Mekong in Kratie
Am Mekong in Kratie.

Mit dem klimatisierten Linien-Schnellboot fuhren wir weiter mekongaufwärts nach Kratie. Noch nicht ganz vom Schiff runter wurden wir dort schon freudig von etlichen Motofahrern (Moto = Motorrad-, oder besser Moped-Taxi) empfangen, die uns alle lauthals die Vorzüge ''ihres'' Hotels anpriesen. Wir waren von der nervigen Schleppergilde dermaßen angepisst, dass wir zum ''Star Guesthouse'' gingen, welches als einziges niemanden zur Anlegestelle geschickt hatte. Laut Reiseführer war dies eh das beste Hotel für Rucksackreisende. Doch seit das letzte Mal ein Reisebuchautor in Kratie war, ist wohl schon viel Wasser den Mekong heruntergeflossen... Trotz der recht heruntergekommenen Zimmer blieben wir (nicht zuletzt um einer erneuten Treibjagd durch die Schlepper zu entgehen) und genossen so bis nachts um 11 Uhr und ab morgens um 5 Uhr die Soundkulisse der wohl neuesten Errungenschaft des Ortes: öffentliche Videovorführhallen! Diesen Kinoersatz muss man sich so vorstellen: in einem typischen Drittweltland-Ladenlokal, also einer Art offener Garage, steht am hintersten Ende ein normaler Fernseher mit schlechtem Bild und sehr lautem Ton, davor sind ein paar Reihen Plastikstühle aufgestellt. Der große Publikumsmagnet waren diese Dinger nicht, nie sahen wir in einem der drei ''Säle'' auch nur einen Kunden sitzen - zu laut?

Fahrradanhänger
Solche Fahrrad-Anhänger werden in Kambodscha gerne zur Personenbeförderung verwendet.

Auch wir waren nicht wegen der Movie-Zone hier, sondern um die Irrawaddy-Süßwasser-Delfine zu besuchen. Mit zwei Motos machten wir uns auf nach Kampi, wo sich die Delfine wärend der Trockenzeit bevorzugt aufhalten. Noch nicht ganz aus dem Ort raus, mussten wir ein Moto wegen Plattfuß zurücklassen und legten die restlichen 14 km in knapp 40 Minuten zu dritt auf einem Moped zurück - nicht sehr bequem, aber immer noch besser als zu viert, wie das in ganz Südostasien oft zu sehen ist! In Kampi angekommen, bestiegen wir ein Boot und tuckerten zwischen den Inselchen durch zur Flussmitte, wo wir dann zwei Stunden lang unglaublich viele der seltenen Delfine beim auf- und abtauchen, Wasser prusten und formationsschwimmen beobachten konnten. Aus teilweise nur drei Meter Entfernung sahen wir deutlich die lustigen runden Köpfe, das auffälligste Unterscheidungsmerkmal zu den spitzschnauzigen Meeresdelfinen. Ein rundum absolut genialer Nachmittag! Anders als die Einheimischen, die dubios aussehende (tausendjährige?) Eier schlürften, aßen wir abends Nudelsuppe an der Mekongpromenade. Leider gab es nur Angkor Dosenbier, aber das tat dem schönen Sonnenuntergang über dem Mekong keinen Abbruch.

Mobile Eierküche Phnom Penh
Mobile Eierküche an der Mekongpromendade in Phnom Penh.

Eine schöne Mekong-Promenade gibts auch hier in der Hauptstadt Phnom Penh, welche wir nach 4 1/2-stündiger Fahrt in einem mit 8 Personen vollgestopften Sammeltaxi erreichten. Ansonsten ist Phnom Penh ein recht feucht-fröhliches Vergnügen für uns, was aber weniger an unserem Alkoholkonsum (hier gibt es leckeres Beer Lao) liegt, als vielmehr an den täglichen Regengüssen, die teilweise stundenlang anhalten. Gut daran ist, dass wir so zum einen eine gute Ausrede haben, warum wir keine Völkermord-Museen etc. besuchen und zum anderen, dass so die Temperatur - zumindest vorübergehend - von über 35 Grad auf ca. 30 Grad fällt!


Vietnam

Saigon - 14.05.2004

Chau Doc
Blick aus dem Hotelzimmerfenster.
Chau Doc Mekong-Delta

Auf dem Mekong schipperten wir nach Vietnam. Auf unerklärliche Weise haben wir ein 2-Monats-Visum für Vietnam bekommen (normal sind 30 Tage) - wir freuten uns über den geschenkten Monat und ließen es gleich mal gemütlich angehen. 3 Tage blieben wir in Chau Doc, schauten von unserem Hotelzimmer dem regen Treiben auf dem Fluss zu, ließen uns von einer Vietnamesin, die den allgegenwärtigen spitzen Strohhut trug, mit dem Stehruderboot zu Schwimmhäusern fahren, unter denen in Käfigen Fische gezüchtet wurden und stiegen auf den heiligen Berg "Sam". Verglichen mit Kambodscha geht es hier richtig hektisch zu: die Mopeds fahren zügig, und in den von exotischen Früchten überquellenden Märkten werden von frühmorgens bis spätabends Geschäfte gemacht.

Auf der Suche nach einem untouristischen schwimmenden Markt verschlug es uns nach Long Xuyen. Der Ort begrüßte uns recht unfreundlich mit Nieselregen und teuren stinkenden Hotels. Nach einer guten halben Stunde vergeblicher Zimmersuche legten wir einen Nudelsuppenstop ein, um Körper und Geist zu kräftigen. Es half nur begrenzt, denn auch nach einer weiteren Stunde Suche hatten wir noch keine annehmbare Bleibe gefunden. Wir beschlossen, den Ort zu verlassen, zum Bushof zurückzukehren und weiter zu fahren - so weit ist es bei uns noch nie gekommen! Doch dann geschah das Unfassbare: an einer Straßenkreuzung sahen wir ein Hotel und bekamen dort ein riesiges Aircon-Zimmer für nur 6 Dollar. Einen nennenswerten schwimmenden Markt gab es hier nicht, bzw. nicht mehr, dafür fanden wir aber umso mehr nette Straßencafes, die wir ausgiebig testeten.

Schwimmender Markt
Schwimmender Markt in der Umgebung von Can Tho im Mekong-Delta.

Cantho, die größte Stadt im Mekong-Delta diente uns als Ausgangspunkt für eine Bootstour zu farbenprächtigen schwimmenden Märkten, auf denen neben Obst und Gemüse sogar Klamotten und Haushaltswaren verkauft wurden. Dazwischen gab es kleinere Boote, von denen aus Nudelsuppen, belegte Baguettes oder Getränke angeboten wurden. Can Tho ist eine hübsche Stadt mit einer schönen Promenade, an der eine große silberfarbene Ho Chi Minh - Statue das Volk grüßt. An einem Straßenstand bekamen wir hier eine leckere Sauersuppe mit Nudeln, Meeresfrüchten, Hühnchenfleisch und Schlange! Anfangs waren wir sehr skeptisch, aber das Ding schmeckte gar nicht so schlecht!

Das Beste an Saigon (heute offiziell Ho Chi Minh Stadt) ist unser Hotelzimmer mit Klimaanlage, eigenem Bad mit Warmwasser und Satellitenfernsehen für nur 8 Dollar inkl. Frühstück! Wir finden jedenfalls, dass die Stadt keinen Flair hat. Als Sehenswürdigkeiten stehen im Reiseführer vor allem chinesische Tempel, französische Kolonialbauten und Kriegsmuseen; alles nicht so prickelnd für uns...

Heute haben wir uns noch die Cu Chi Tunnel angeschaut, welche die Viet Cong als Versteck vor den Amerikanern angelegt hatten. Interessant und schweißtreibend war das Krabbeln durch einen Originaltunnel und auch schon der Einstieg in ein 30 x 40 cm kleines Loch im Boden ist gar nicht so einfach! Außerdem gab es noch jede Menge Waffen und Waffenschrott der Amerikaner zu besichtigen. Richtig schlecht war das kriegsverherrlichende Propagandavideo der kommunistischen Regierung von Vietnam, welches sich alle Besucher anschauen müssen.

Jetzt gehen wir dann noch in eins der zahlreichen guten Tourie-Italiener-Restaurants und schon morgen Mittag wollen wir nach 4 Stunden Fahrt am Strand von Mui Ne sein.

Hanoi - 29.05.2004

rundes Boot
Solche runden Korbboote gibt es in der Umgebung von Nha Trang.

Mui Ne war net schee. Dass es den ganzen Tag geschüttet hat, war nicht weiter schlimm, denn der Strand war sowieso nicht wirklich zum (sonnen-)baden geeignet. Die Betonmauern, die die Beachresorts gegen die Kräfte des Meeres absichern, stehen direkt am Wasser und die paar wenigen verbleibenden Stücke Sandstrand mit Palmen werden von den Dorfbewohnern als Toilette und Müllplatz missbraucht. Lustig waren alleine die bunten Boote und die runden Schiffchen aus Korbgeflecht, mit denen die Leute hier zum fischen auf's Meer fahren.

Gleich am nächsten Tag ging es weiter nach Nha Trang. Das Wetter hier war besser, der Ort war nett und der Stadtstrand mit seinem kristallklaren Wasser war von einer schönen Promenade gesäumt. Das Beste an dieser Promenade waren die Restaurants. Wir aßen leckere Spaghetti mit Meeresfrüchten und Thunfischsteak mit knusprigen Pommes - eines der wenigen Male in Vietnam, wo wir mehr bekamen als erwartet! Am nächsten Tag gingen wir auf Bootstour und obwohl es den ganzen Tag nieselte, war es ganz lustig. Beim Schnorcheln sahen wir massenhaft Korallen und bunte Fische, darunter ein Exemplar, das einen Meter lang war, aber nur einen Durchmesser von ca. vier Zentimetern hatte - Sachen gibt's!

Dann flohen wir mal wieder vor dem schlechten Wetter und erreichten nach 11 Stunden Busfahrt Hoi An, einen hübschen kleinen Ort mit alten Häusern, wie wir sie ähnlich schon in China (vgl. Pingyao) gesehen haben. Das Beste an diesem Ort war jedoch die gemütliche Atmosphäre und unser sauberes und ruhiges Hotelzimmer, welches einen kleinen Balkon auf die Felder hinaus, Kabelfernsehen, Minibar und heiße Dusche hatte - und das für nur 4,50 Euro! In der Umgebung gab es einen netten Badestrand und Ruinen der Cham-Kultur, die leider keinen Besuch wert sind, wenn man voher in Angkor war.

Nachdem wir in Hoi An ausgiebig gefaulenzt hatten, fuhren wir weiter nach Hue, wo unsere Lieblingsbeschäftigung darin bestand, am Ufer des braunen "Parfum-Flusses" im Schatten einiger Bäume zu sitzen und Eiskaffee zu schlürfen .

Eiskaffee in Vietnam

Da der Eiskaffee in Vietnam uns anfangs überrascht hat, hier eine kleine Einführung:
Normalerweise bekommt man ein Glas, das 1 cm hoch mit süßer, dickflüssiger Kondensmilch gefüllt ist. Auf dem Glas steht eine Art Filter aus Alu oder Edelstahl, durch den langsam sehr starker, leicht nussig schmeckender Kaffee ins Glas tropft. Ergebnis: über dem Zentimeter Milch erscheint 1 cm Mokka. Es ist nun eine gute Idee, die 2 Schichten zu vermischen, solange sie noch heiß sind. Dann füllt man das Glas mit Eiswürfeln, bzw. Eisbrocken; der Kaffee wird kalt und gleichzeitig durch das Schmelzwasser auf Trinkstärke verdünnt - und fertig ist das leckere Gebräu! Als Diätversion gibt's das Ganze auch ohne Milch, aber fast immer wird als "Zugabe" noch ein Kännchen Kräutertee gereicht.

Die gemütlichen Cafe's am Fluss haben wir auch dazu genutzt, unsere Weiterreise zu planen. Wir werden unsere 2-Monats-Visa bei weitem nicht ausschöpfen, sondern, sobald wir unsere China Visa haben, ins Reich der Mitte weiterreisen, denn Vietnam ist nicht so ganz unser Fall, auch wenn es v.a. im Mekong-Delta für Touristen einiges zu bieten hat. Uns nervt die ständige Touristenabzocke, was in der Praxis bedeutet, dass man oft selbst an einfachen Straßenständen mehrfach überhöhte Preise bezahlen muss, die Nudelsuppe im Markt für Ausländer oft mehr kostet als im Restaurant und die eigentlich recht praktischen, aber doch auch unbequemen Moped-Taxen Preise verlangen, die sich durchaus mit denen der klimatisierten Taxen in Bangkok messen können! Es ist zwar nicht richtig teuer, aber viele Touristen-Preise stehen in keinem Verhältnis zu den realen Kosten. Selbst das in ganz Asien übliche Verhandeln um Preise bringt hier nicht viel, denn der Preis lässt sich so fast nie unter den doppelten Einheimischen-Preis senken und nicht selten kann man überhaupt nicht verhandeln! Was diese Situation noch verschlimmert, sind die vielen Touries, die alle geforderten Preise einfach bezahlen und sich z.B. freuen, wenn eine City-Tour auf dem Soziussitz eines Mopeds nur 13 US-Dollar kostet - Preisvergleich: die über 1000 km lange Busfahrt von Saigon nach Hanoi ist für 24 US-Dollar zu haben... So allgegenwärtig und extrem haben wir die Ungleichbehandlung von In- und Ausländern in noch keinem anderen Land erlebt! Die Menschen, die an diesem Abzocksystem beteiligt sind, sind zudem noch recht häufig ziemlich unfreundlich. Einmal wurden wir sogar angeschrien, als wir beim bezahlen unserer Fruchtsäfte auf den vorher unmissverständlich vereinbarten Preis bestanden. Die Chefin gab uns lautstark zu verstehen, dass uns die "dumme" Bedienung versehentlich den Einheimischenpreis gesagt hat und wir gefälligst mehr bezahlen sollen... Auch andere Touris haben uns entgeistert erzählt, dass sie wegen Lapalien von Verkäufern angeschrien wurden, wenn sie sich nicht willig "melken" lassen wollten. Was den Aufenthalt in Vietnam zusätzlich weniger schön macht, ist das Wetter. Seit Saigon regnet es fast jeden Tag mehr oder weniger lang, aber immer kräftig. Dass dies nur am Monsun liegt, darf bezweifelt werden, denn der ist um diese Jahreszeit eigentlich nur im Süden aktiv.

Straßenszene Hanoi
Mobile Händerinnen in den Straßen von Hanoi.

So, inzwischen sind wir mit dem Zug in einem echten Hardsleeper-Wagon, d.h. es gab nur dünne Bastmatten auf den Holzpritschen(!), nach Hanoi gefahren. Und siehe da, Hanoi hat uns positiv überrascht! Ohne Probleme fanden wir ein schönes Zimmer in den engen Gassen der geschäftigen Altstadt. Hier sind die Straßen aufgegliedert nach Gewerbe; so gibt es nicht weit von unserem Hotel Tempelzubehör wie dicke lachende Buddhas in fast allen Größen, Räucherspiralen, Fahnen und bunt bemalte Trommeln. Wenn wir Hunger haben, gehen wir in die Suppenküchenstraße und essen für knapp 50 €-Cent eine Riesenschüssel mit Nudeln, Wantan, Gemüse und verschiedenen Sorten Fleisch - sehr lecker. Nur ein kleines Stückchen weiter befindet sich die Touristen-Fress-Straße. Hier kann man bei meist guter Musik auf einem Balkon sitzend in gemütlicher Atmosphäre lecker speisen; ein paar "Halida Bia" dazu, und der Abend ist perfekt!

Baoshan - 08.06.2004

Baoshan liegt zwar in China, hier haben wir jedoch unseren Vietnambericht fertig geschrieben und online gestellt.

Halong Bucht
Bizarrer Kalksteinfelsen in der Halog Bucht.

Von Hanoi aus haben wir einen 2-tägigen Bootsausflug in die Halong-Bucht gemacht, die mit ihren bizarr aus dem Wasser ragenden Kalksteinfelsen wohl Vietnams berühmteste Touristenattraktion ist. Am ersten Tag besichtigten wir eine beeindruckende Tropfsteinhöhle, die so riesig war, dass sich die Massen an Sonntagsausflüglern darin sehr gut verteilten. Schön war auch das Baden im grünen Wasser des Chinesischen Meeres. Abends plauderten wir mit unseren netten Mitreisenden gemütlich bei kühlem Bier auf dem Schiffsdach unter freiem Himmel, wehrten die Attacken der aggressiven Mücken mit stark DEET-haltigen Moskitoschutzmitteln ab und freuten uns über den schönen Tag. Der zweite Tag startete verregnet, aber als sich die Wolken dann verzogen, konnten wir die Rückfahrt wieder auf dem Dach im Liegestuhl genießen.

Im Zug, der fast so sehr schaukelte wie eine Dschunke in der Halong-Bucht bei Windstärke 10, fuhren wir im noblen Soft-Sleeper-Abteil nach Lao Cai und von dort mit dem Minibus weiter nach Sapa, einer ehemeligen französischen Hillstation. Als guter Vietnam-Tourist fährt man in erster Linie hierher, um die Dörfer der verschiedenen Bergstämme in der Umgebung zu erwandern. Auch wir zahlten zwei Mal 5000 Dong (ca. 30 Cent) Eintrittsgeld pro Person zu den "Minority Villages", welches eher als Austrittsgeld aus Sapa bezeichnet werden kann, denn auf allen Ausfallstraßen stehen bereits nach ein paar Hundert Metern "Ticket-Offices", welche zwar eifrig Geld einsammeln, aber Tickets nur auf Nachfrage aushändigen...

Umgebung von Sapa
Reisfelder in der Umgebung von Sapa.

Wir liefen stundenlang durch die atemberaubend schöne Berglandschaft: in den Tälern gab es saftig grüne Reisterrassen sowie Maisfelder und an den steilen Hängen Bambuswälder. Darüber, meist im Nebel, befand sich Bergwald und irgendwo in den Wolken muss auch der über 3000 Meter hohe Fansipan gewesen sein.

Mädchen in Tracht, Sapa
Mädchen in der Tracht von Sapa.

Auf den Hauptwanderwegen trafen wir nebensaisonbedingt nicht allzu viele Touristen - zahlreich waren da schon die in hübsche Trachten gekleideten alten und jungen Souvenirverkäuferinnen, die uns eifrig Kissenbezüge, bestickte Hemden und Blecharmreife anboten. Wir zogen die weniger begangenen Wege vor, die uns zu netten Dörfern führten, in denen der Tourismus-Overkill noch nicht angekommen ist. Wir genossen es sehr, mal wieder in der Natur zu sein! Uns gefiel es so gut, dass wir am zweiten Tag erst am frühen Abend an die Rückkehr dachten. In der Hoffnung auf Rücktransport überquerten wir den Fluss und stiegen zum Fahrweg hinauf, der das Tal erschloss. Nachdem kein Gefährt vorbeikam, kauften wir uns eine Flasche Wasser und machten uns zu Fuß auf dem Rückweg. Nach 10 Minuten hielt ein Motorradfahrer und nach zähen Preisverhandlungen nahm er uns zwei auf seiner alten russischen "Minsk"-Maschine mit. Laut röhrend wühlten wir uns durch den Schlamm, setzten hin und wieder beim Durchqueren von Bächen und Schlaglöchern auf (autsch, denn der arme Mario saß auf dem harten Gepäckträger) und nur einmal blieben wir im tiefen Morast stecken und mussten alle schnell abspringen. Nach 30 Minuten fahren und 30 Minuten Zwangspause wegen Sprengarbeiten kamen wir schmutzig aber wohlbehalten in Sapa an. Schön war's gewesen!

Trotzdem fiel uns der Abschied von Vietnam nicht schwer, denn im großen und ganzen hat uns das Land enttäuscht. Die Menschen waren viel zu oft unfreundlich, die Tempel in Kambodscha schöner, die historischen Altstädte in China stimmungsvoller und selbst das vielgerühmte Essen war meist nichts besonderes und mangels der Zugabe von Gewürzen (für Ausländer?) recht geschmacksarm und wenig fantasievoll. Leicht irritiert müssen wir feststellen, dass Vietnam das erste Land ist, in welches wir nicht wieder zurückkehren wollen!

Fast enthusiastisch überschritten wir am 05. Juni 2004 die Grenze nach China.

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