Reisebericht von unterwegs

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Hier gibt's für alle Interessierten den in unregelmäßigen Abständen aus Internetcafes aktualisierten Reisebericht vom unserem Traumtrip. Mehr Infos zu unserer Reise findest du hier.

Wegen der besseren Lesbarkeit für Quereinsteiger haben wir uns dazu entschlossen, den Bericht in chronologischer Reihenfolge zu verfassen, d.h. wir werden die neuen Einträge immer am Ende der Seite anhängen. Das hat den Vorteil, dass man den Bericht auch am Stück bequem lesen kann.


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Türkei 31.03. - 07.05.2003
Georgien 07.05. - 23.05.2003
Aserbaidschan 23.05. - 29.05.2003

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Türkei

Istanbul - 01. April 2003

Am Samstag, den 29.03. um 14.45 Uhr ging es endlich in Langweid mit dem Zug los. über Augsburg fuhren wir zum Busbahnhof nach München Fröttmaning. Gleichzeitig mit dem türkischen Ulusoy-Bus, der die Strecke für die deutsche Touring fuhr, kamen wir an. Schnell war das Gepäck verstaut und fast pünktlich um kurz nach 18.00 Uhr ging es dann los. Schon am nächsten Morgen waren wir in Brindisi (Süditalien). Den ganzen Tag haben wir bei wunderschönem Wetter auf der Fähre nach Griechenland verbracht. Pünktlich zum Sonnenuntergang ging es dann weiter mit dem Bus durch die Nacht. Wir verbrachten die zweite Nacht im Bus und schliefen erstaunlicherweise recht gut!

Am nächsten Vormittag (Montag, 31.03.03) überquerten wir die türkische Grenze ohne echte Zollkontrolle - dafür sorgten die mitgebrachten "Geschenke" unserer Busfahrer. Nach der Grenze mussten dann alle türkischen Fahrgäste hierfür einen Unkostenbeitrag entrichten, alle Deutschen wurden von dieser Abgabe verschont, was wir uns mit der Größe der Gepäckberge erklärten.

Planmäßig erreichten wir dann um ca. 14.00 Uhr den istanbuler Busbahnhof "Esenler", angeblich der zweitgrößte der Welt. Schnell waren 50 Euro in über 90 Millionen (!) türkische Lira gewechselt und für eine Million pro Person fuhren wir dann mit der Metro in die Stadt. Weil wir scheinbar zu blöd waren, an der Straßenbahnwendeschleife den Einstieg zu finden, liefen wir ein Stück an den Schienen entlang. Da wir auf dem ziemlich schlechten Stadtplan des Reiseführers sahen, dass wir recht schnell voran kamen, beschlossen wir die knapp 1,5 km mit 18 kg Gepäck auf dem Rücken zu laufen.

Blick vom Hoteldach
Blick von unserem Hoteldach in Istanbul
Das Türkmen Hotel/Pansion aus dem Reiseführer war o.k., wir bezogen ein kleines Zimmer für 14 Euro inkl. Frühstück. Nach einer heißen Dusche und einer Erholungsphase erkundeten wir am späten Nachmittag die Umgebung und genossen die orientalische Atmosphäre Istanbuls. Nach einer sehr erholsamen Nacht (wir schliefen liegend in richtigen Betten!) gab's ein leckeres Frühstück mit Tomaten, Oliven, Schafskäse, Gurke, Ei, Butter, Marmelade und Brot sowie Kaffee und Tee.

Und hier die Wetternachrichten für alle neidisch zu Hause gebliebenen: Nachdem gestern ein wunderschöner strahlender Sonnentag war, regnet es jetzt gerade bei knapp 15 Grad, was allerdings unsere Urlaubslaune nicht trüben kann. Wir flaggen mit vollen Bächen auf unseren Betten und texten bei guter Musik aus dem Weltempfänger den ersten Reisebericht für unsere Homepage. Später suchen wir uns ein Internetcafe und wenn du das liest, dann waren wir erfolgreich!

Istanbul - 05. April 2003

In den letzten Tagen haben wir bei herrlichem Sonnenschein die Stadt durchstreift. Neben den klassischen Sehenswürdigkeiten wie der Hagia Sofia, dem Topkapi Palast mit tollem Panoramablick über den Bosporus und der blauen Moschee haben es uns vor allem die Gassen mit ihren zahllosen Geschäften und Straßenhändlern angetan. In unserem Tagebuch kann man dazu folgendes lesen: "Die Gassen waren voll mit witzigen Geschäften, die alle möglichen und unmöglichen Waren feilboten: Geschirr, Töpfe, Werkzeug, Gartenscheren, Gürtelschnallen, Kleidung, Schrauben, Körbe, Lebensmittel, Wasserhähne... Dazwischen immer wieder Verkäufer mit Wägen voller Sesamkringel ("Simit, Simit, Simit"), Gurken, Erdbeeren, Kiwis, Sonnenblumenkernen u.a. Teeverkäufer versorgten alle mit Tee aus kleinen Tassen und liefen mit ihren Tabletts durch die Menge."

Die Blaue Moschee in Istanbul
Die berühmte Blaue Moschee in Istanbul
Wir stürzten uns ins Getümmel und erstanden einen Taschenrechner, einen Pullover, Disketten, Waschmittel und Wäscheklammern und ein Multitoolwerkzeug. Der berühmte "große Basar" und der "ägyptische Gewürzbasar" sind leider nicht mehr das, was sie mal waren. Fast nur noch Souveniers und die obligatorischen Teppiche für Touristen werden hier verkauft.

Das Fähre-fahren auf dem Bosporus ist eine spaßige Sache, viele Schiffe groß und klein, schöne Moscheen und Paläste auf den umliegenden Hügeln und atemberaubende Blicke auf die gigantische Bosporus-Brücke, die Asien mit Europa verbindet.

Wir finden jedenfalls, dass Istanbul eine ausgesprochen schöne Stadt ist, uns geht es bestens, und wir genießen unseren Aufenthalt in vollen Zügen.

Bursa - 07.04.2003

Weil das Schiffchenfahren auf dem Bosporus so schön war, nahmen wir auch gleich die Fähre für das erste Stück Richtung Bursa. Bei mäßigem Wetter schaukelte unser Schiffchen vorbei an den Prinzeninseln nach Yalova. Dort ging es dann weiter per Bus durch die recht hügelige und einen Anflug von Frühjahr erkennen lassende Landschaft, vorbei an Schafherden und einigen Störchen nach Bursa.

Nach einer Stunde rasanter Fahrt kamen wir am großen Bushof an, wo man uns sofort den richtigen Stadtbus ins Zentrum von Bursa zeigte. Dank dem wieder mal absolut schlechten Stadtplan in unserem Reiseführer irrten wir auf der Suche nach einer Unterkunft durch die Gassen. Als wir einen Passanten nach dem Weg fragten, begleitete er uns bis vor das Hotel. Leider konnten wir uns mit ihm nicht unterhalten, weil er kein Wort englisch und wir nur zwei Worte türkisch sprachen.

Im "Otel Günes" bekamen wir das Turmzimmer ganz oben mit Fenstern auf drei Seiten. Es gab sogar eine Waschmaschine und wir nutzten die Gelegenheit für unsere erste große Wäsche. Es regnete seit unserer Ankunft in Bursa bei äußerst kühlen Temperaturen - was macht man da? Als wir das Hotel verlassen wollten, um die Stadt zu erkunden, trafen wir unten im Hotel (nennt man das Lobby?) einen Deutschlehrer, der vorschlug, mit ihm in ein Teehaus zu gehen, in dem auch traditionelle Sass-Musik gespielt wird. Und er hatte nicht zu viel versprochen: das Teehaus war sehr einfach, die Gäste saßen auf Bänken an der Wand entlang, einige Sass (Saiteninstrumente) hingen an den Wänden und vier Gäste des Teehauses spielten traditionelle Musik und sangen dazu - Höhepunkt war eine Tanzeinlage - genial!

Von so viel Kultur erschlagen und etwas eingefroren, weil im Teehaus nicht geheizt wurde, gingen wir lecker essen. Danach ging der Mario schlafen, und die Susi mit einer anderen Touri-Frau ins Hamam. Wir dachten uns, wenn schon denn schon und buchten volles Programm: waschen, abrubbeln, massieren, entspannen. Es war irgendwie witzig, aber kein billiger Spaß (8 Euro) - und bei den Frauen gibt es natürlich auch keine Sauna, die ist den Herren der Schöpfung vorbehalten...

Am nächsten Morgen weckte uns die Sonne. Zum Frühstück gab es sauteure Sandwiches und dazu sauteuren frisch gepressten Orangensaft. Dann war Stadtrundgang angesagt, wir schauten den Schmieden bei der Arbeit zu (wie beim augsburger Bürgerfest) und unterhielten uns mit einem Möbelhändler, der wie so viele andere Türken in Deutschland aufgewachsen war und uns zu einem Tee eingeladen hatte.

Jetzt sitzen wir auf einer Bank im zentralen Park zwischen großer Moschee und Basar, genießen die Sonne, beobachten das Treiben und schreiben diesen Bericht.

Bergama - 13.04.2003

Inzwischen hat sich einiges getan. Bursa verabschiedete uns mit Schneefall - das konnte uns die gute Laune nicht verderben und wir amüsierten uns über die weiß verschneiten Berge. Die Busgesellschaft Kamil Koc holte uns hier raus, versorgte uns mit den üblichen Snacks und sogar mit heißer Tomatensuppe (wie im Flugzeug) und brachte uns ins frühlingshafte Canakkale.

Da Canakkale an der engsten Stelle der Dardanellen liegt, kann man an der weitläufigen Promenade prima den riesigen Schiffen beim Durchfahren zusehen. Nur ein paar Kilometer von hier liegen die überreste des sagenumwobenen antiken Troja, die wir uns natürlich nicht entgehen ließen. Wir genossen es, fast alleine zwischen den alten Steinen umherzuspringen, bei bester Aussicht aufs Meer zu picknicken und uns die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen. Die Abende im lebhaften Canakkale verbrachten wir bei leckerem Efes-Bier und an einem Abend sogar bei Live-Musik in der gemütlichen Kneipe eines Engländers.

Jetzt sind wir in Bergama, der Nachfolgestadt des antiken Pergamon, wo auch das Pergament erfunden wurde. Auf den teilweise weiten Wegen zu den schönen Ruinen, die wir zu Fuß zurücklegten, trafen wir zahlreiche Kinder, die, noch keine drei Käse hoch, bereits die englischen Wörter "Hello", "What's your name" und "Foto" aussprechen konnten. Schwer beeindruckt grüßten wir zurück und suchten das Weite, da wir stark befürchteten, dass für die geschäftstüchtigen jungen Menschen das Wort "Foto" in engem kausalen Zusammenhang mit dem Wort "Money" steht.

Nach den ersten zwei Wochen unseres Traumtrips nun ein kurzer Bericht zu unserem Wohlbefinden:

Nevsehir - 23.04.2003

Izmir war gar nicht so übel :-) Hier genossen wir vor allem das Marktgetümmel, die Meeresbrise beim Teetrinken an der Promenade, das leckere billige Essen und das Panorama von der über der Stadt aufragenden Burg. Mit dem Zug ging es dann weiter nach Selcuk, wo wir zusammen mit vielen Osterferien-Pauschalis durch das antike Ephesos geschleust wurden. Dort testeten die Neckermänner die Akustik des Amphitheaters, indem sie Arien und deutsche Volkslieder zum Besten gaben. Wir hatten uns mehr erwartet - durch grässlichen Beton plump ergänzte Gebäudeteile und viele hässliche Absperrgitter nahmen der Ausgrabungsstätte die Seele...

Auf dringende Empfehlung eines Kaufhausmanagers in Izmir steuerten wir als nächstes den kleinen Ort Dalyan in der Nähe von Marmaris an. Der Ferienort lag malerisch an einer Flussbiegung und von unserem Balkon aus konnten wir die lykischen Felsengräber auf der gegenüberliegenden Seite sehen. Trotz schlechtem Wetter fuhren wir zum Iztuzu-Strand, wohin die großen Meeresschildkröten zur Eiablage kommen - leider waren keine da, denn April ist wohl zu früh. Ansonsten gibt es zu Dalyan nur zu sagen, dass es hier ausschließlich teure Restaurants für Touris gibt und man wie in Italien auch für das Gedeck zahlen muss.

Auf unserem Weg nach Kappadokien legten wir einen übernachtungsstop in Antalya ein - das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Die Stadt an sich hat uns gut gefallen; besonders beeindruckend war die Abendstimmung am schönen Hafen, vor dem sich Delfine im Meer tummelten. Weniger lustig waren die Angebote der zahlreichen Souvenir-Händler: "May I help you to spend your money?", "Kaufen Unterhosen mit Kapuze?"... Essen vgl. Dalyan, nur schlechtere Qualität.

Markt in der Zentraltürkeit
Marktszene in der Zentraltürkei
Frohgemut verließen wir das Mekka der deutschen Pauschaltouristen und fuhren in neun Stunden mit dem Bus nach Aksaray in Zentralanatolien. Von hier aus besuchten wir die Ihlara-Schlucht, in deren steile Felswände fleißige Christen zahlreiche Höhlenkirchen gebuddelt hatten. Die aus dem 11. bis 13. Jahrhundert stammenden Fresken waren erstaunlich gut in Schuss. Wir durchwanderten die wildromantische Schlucht, über deren Felswänden Adler ihre Kreise zogen, von Ihlara bis Selime bei bestem Wetter. Am Ende des Tals kletterten wir noch etwas in den ehemaligen Höhlenwohnungen der für Kappadokien typischen Tuffkegel herum - ein wunderschöner Tagesausflug.

Die Felsenwohnungen gefielen und so gut, dass wir von Nevsehir aus gleich noch ein ganzes unterirdisches Dorf in Derinkuyu besichtigten. Diese über 50 Meter tief ins Gestein gehauenen Gänge und Kammern inkl. Kirche dienten als Zufluchtsort bei Gefahr.

Heute ist "Tag der nationalen Unabhängigkeit und der Kinder" in der Türkei. Nationalflaggen und Riesenportraits von Atatürk dem Staatsgründer, Militärparaden, Kranzniederlegungen und Livemusik prägen das Straßenbild.

Außerdem haben wir uns inzwischen an unsere "Platzfresser" (Isomatten, vgl. oben) gewöhnt, Yedigün-Limonade schmeckt lecker und wer Durchfall in der Türkei bekommt ist definitiv selber schuld.

Trabzon - 06.05.2003

Kappadokien
Außenansicht eines Höhlenklosters in Kappadokien
Um unseren Kappadokienaufenthalt abzurunden besuchten wir Göremeköy, das im Herzen dieses faszinierenden Landstrichs liegt. Dort wohnten wir stilecht in einem kleinen Höhlenzimmer in dem die Temperatur nie über 12 Grad stieg. Das machte uns nichts aus, denn wir koppelten unsere zwei Schlafsäcke zu einem kuscheligem Riesensack und wärmten uns gegenseitig. Bei recht bescheidenem Wetter (kalter Wind, Regen und Gewitter) stiefelten wir zusammen mit vielen türkischen Schulklassen durch das berühmte Kirchental und besichtigten die dortigen Höhlenkirchen mit ihren besonders gut erhaltenen Fresken. Außerdem besuchten wir noch das Zelve-Open-Air-Museum, dessen Highlight ein langer dunkler Tunnel ist, durch den man mit Hilfe einer Taschenlampe von einem Tal ins andere gelangen kann. Spaß machte uns auch das Herumklettern in den Höhlenwohnungen - durch enge Schächte und Tunnel ging es teilweise in ungeahnte Höhen!

Letztendlich aber vertrieb uns das hartneckig schlechte Wetter aus Kappadokien und da das Auswärtige Amt die Reisewarnung für den Osten der Türkei wieder aufgehoben hatte, setzten wir uns in einen Bus nach Tatvan am Vansee. Nach einem leckeren Frühstück mit Wabenhonig, fuhren wir zum Fähranleger. Dort warteten wir einige Stunden auf das Schiff, dann auf den Zug, dann auf das Ent- und Beladen der Fähre: leere Eisenbahnwagons raus, volle Wagons rein, dann mussten wir nur noch warten, bis die Besatzung ihren Teehausbesuch beendet hatte und schon ging es los. Als einzige Passagiere an Bord wurden wir vom Kapitän persönlich begrüßt und durften wärend der viereinhalbstündigen überfahrt auch die Brücke des recht heruntergekommenen Kahns besuchen.

türkischer Volkstanz
Susi bekommt Unterricht im türkischen Volkstanz auf einem kleinen Boot auf dem Vansee
Auf der anderen Seite des Sees in Van nahmen wir uns ein nettes Hotelzimmer und machten große Waschaktion - dank des schönen Wetters hier bekamen wir auch alles wieder trocken! In den nächsten Tagen machten wir Ausflüge in die Umgebung. Wir besuchten eine schöne alte georgische Kirche mit lustigen Reliefs, die mitten in einem blühenden Mandelhain auf der kleinen Insel Akdamar im Vansee stand. Am Steg hatten wir das Glück, dass zur gleichen Zeit eine Schulklasse einen Ausflug nach Akdamar machte: so mussten wir das Boot nicht teuer chartern und hatten obendrein noch gute Unterhaltung. Die etwa zwölf- bis vierzehnjährigen Mädchen brachten uns die kurdische Kultur nahe, indem sie bereits bei der Hinfahrt Volkstänze zum besten gaben, bis der Kapitän dem schwankenden Treiben ein Ende machte. Wir wurden immer wieder aufgefordert Fotos zu machen - ein Riesenspaß! Kurz vor dem Abschied schrieben sie uns ihre Adresse auf, mit der Bitte, ihnen die Fotos zuzuschicken - mal sehen, wie wir das von unterwegs mit Diafilmen hinbekommen.

Unser zweiter Ausflug führte uns zur alten Burg bei Van. Dort suchten und fanden wir 3000 Jahre alte Keilschriften, die dort in den Fels gemeißelt waren. Noch besser als diese kunsthistorischen Kleinode war jedoch das Panorama: das blaugrüne Wasser des riesigen Vansees, umsäumt von schneebedeckten Bergen und darüber der tiefblaue Himmel!

Isha Pasa Saray
Der Ishak Pasha Saray. Im Hintergrund der schneebedeckte biblische Berg Ararat und unten im Tal der Ort Dogubeyazit.
Über bis zu 2.600 Meter hohe Pässe fuhren wir in einem vollgeladenen Kleinbus mit kurdischer Volksmusik nach Dogubeyazit, das nur 35 Kilometer von der iranischen Grenze entfernt am Fuß des sagenumwobenen Ararat liegt. Wir fanden ein Hotelzimmer mit Blick auf den schneebedeckten Berg, der sich auch ganz brav wolkenfrei zeigte. Der Grund für unseren Aufenthalt in Dogubeyazit ist die Nähe zum Ishak Pasha Saray, einer Palastanlage von der aus der Verkehr auf der alten Seidenstraße kontrolliert wurde. Da wir mal wieder keine Tour gebucht hatten, sind wir vorbei an riesigen Kasernen mit zig Panzern und sonstigem Kriegsgerät zum Palast gelaufen (ca. 5 - 7 km einfach und 400 Höhenmeter). Der Palast selber verfügt über sehr schöne Portale und Wandverziehrungen. Am Besten gefiel uns jedoch, die gesamte Anlage vom oberhalb gelegenen Picknickplatz zu bestaunen.

Da wir dort nicht mehr wirklich in der Türkei waren, sondern in Kurdistan, waren wir auch nicht selbst schuld, dass wir doch noch Bekanntschaft mit der beschleunigten Version der Verdauung gemacht haben. Um uns in Ruhe auszukurieren, haben wir unseren Aufenthalt in Dogubeyazit verlängert und sind erst am 05.05.2003 weiter nach Trabzon an der Schwarzmeerküste gefahren.

Trabzon liegt direkt am Schwarzen Meer - beste Voraussetzung also für ein nettes Städtchen. Die Trabzoner haben sich das wohl auch gedacht und bauen fleißig an einer Promenade, wofür sie extra den wertvollen Müll der Stadt ins Meer kippen, um damit genügend Fläche für ihre neue Flaniermeile zu schaffen. Na dann Prost! Wie man sieht, ist Trabzon eine etwas seltsame Stadt - da verwundert es auch nicht zu sehr, dass es nicht ganz so einfach ist, ein vernünftiges Hotelzimmer für eine ganze Nacht zu bekommen. Trabzon ist nämlich das Eldorado der sogenannten "Nataschas" aus der Ex-Sowjetunion. Aber es gibt auch noch nettes zu Trabzon zu berichten: die kleinen Gassen der Altstadt, die als Basar genützt werden, haben ihren ursprünglichen Charme behalten und es werden nicht wie in Dogubeyazit um 20 Uhr die Gehsteige hochgeklappt. Da wir nicht mehr im Gebirge sind, ist es hier außerdem richtig warm und auch nachts kühlt es nicht so stark ab. Gestern haben wir unproblematisch aber teuer (ca. 75 Euro/Stück) unsere georgischen Visa besorgt. Heute haben wir uns noch das malerisch in den Bergen gelegene Sumela-Kloster angesehen - sehr schön. Morgen geht es weiter nach Batumi in Georgien.

Resumee (oder wie auch immer wir das nennen sollen)

Wir haben fünf wunderschöne Wochen in der Türkei verbracht. Dabei sind uns einige Dinge aufgefallen, die wir den interessierten Leser/innen nicht vorenthalten wollen:

Tee ist für die Türken noch wichtiger als Bier für uns Bayern. Es gibt ihn immer und überall: auf dem Basar wird der Cay in kleinen Gläschen auf Tabletts ausgeliefert, und beim Picknick heizt jede Familie ihren Samowar mit Holz an, um heißes Wasser zu haben, mit dem der extrem starke Teeaufguss zu trinkbaren Tee verdünnt wird. Die zahlreichen Teehäuser und Teegärten mit ihren oft winzig kleinen Hockern und Tischchen sind immer gut besucht, natürlich vorwiegend von Männern. Manchmal, wenn nicht der obligatorische Fernseher quäkt, wird hier auch noch Backgammon gespielt.

Der Fernseher quäkt natürlich nicht nur in den Teehäusern, sondern eigenlich immer und überall. Das hat uns so manchen Restaurantbesuch gründlich vermiest, obwohl das Essen eigentlich immer sehr lecker war. Nach fünf Wochen Pide (Hackfleischpizza), Kebap (Fleisch vom Spieß) und Köfte (Fleischküchle) fragen wir uns allerdings, wo denn das viele schöne Gemüse von den Handwagen der allgegenwärtigen fliegenden Händler bleibt.

Außerdem ist uns aufgefallen, dass die Türken ein Faible für Großpackungen zu haben scheinen, z.B. gibt es in jedem Laden 10 Liter-Eimer mit Joghurt...

Das Reisen in der Türkei war äußerst angenehm, es gab fast immer sehr luxuriöse Reisebusse und zwar mit Boardservice wie im Flugzeug! Etwas seltsam ist allerdings der "Herdentrieb": fast alle Busse fahren zur gleichen Zeit an den gleichen Ort, anstatt die Abfahrtszeiten sinnvoll über den Tag zu verteilen. Und noch ein Tipp für Türkeireisende in Spee: die großen Busgesellschaften bieten einen kostenlosen "Servis Merkez" an, mit dem man vom Bushof ins Zentrum kommt (und anders rum).

Angenehm überrascht hat uns, dass so viele chick gekleidete junge Frauen auf den Straßen unterwegs waren. Allerdings waren vor allem in den kleinen Orten wesentlich mehr Männer als Frauen zu sehen.

Doch natürlich gab es auch einige Sachen, die uns nicht so begeistert haben. So ist z.B. die Polizei und das Militär allgegenwärtig und vor allem im Osten der Türkei (Kurdistan) finden zahlreiche Personenkontrollen statt.
Auch die öde Standard-Beton-Architektur konnte uns nicht überzeugen, auch wenn die Häuser "schön neu" waren.
Insgesamt hat uns die Türkei aber super gefallen und wir hätten gerne noch ein bisschen mehr Zeit gehabt, um z.B. die Schwarzmeerküste zu erkunden.

Georgien

Tiflis - 22.05.2003

Am 07.05.03 erreichten wir mit dem Grenzübertritt nach Georgien das Territorium der Ex-UdSSR und damit für uns absolutes Neuland. Gleich beim Grenzübertritt machten wir Bekanntschaft mit den hiesigen Gepflogenheiten: wir verhandelten ca. eine Stunde lang über die Höhe der an der Grenze fälligen - trotz aller Beteuerungen wohl nicht offiziellen - Computergebühr. Ergebnis: statt der anfangs geforderten 7 Euro (ca. 17 georgische Lari) zahlten wir "nur" 3 US-Dollar (ca. 6 Lari) pro Person. Diese Mehrkosten hätten wir locker kompensieren können, wenn wir das Visum an der Grenze besorgt hätten (15 US-Dollar) für 14 Tage). In Trabzon haben wir auf dem georgischen Konsulat 150 Mio. türk. Lira (ca. 75 Euro) für 30 Tage bezahlt - wir haben dem Konsul wohl eine ordentliche Gehaltsaufbesserung finanziert...

Markt in Kutaisi
Markt in Kutaisi. Dahinter typisch sowjetisches Bronzerelief.
Unsere erste Station in Georgien war Batumi an der Schwarzmeerküste. Im Gegensatz zum türkischen Trabzon gab es hier am Strand und an der Promenade schöne Cafes und Restaurants. Dies nutzten wir ausgiebig und verbrachten unsere Tage in Batumi schwerpunktmäßig mit dem Konsum von Kaffee, Bier, Cola, Schaschlik und Kachapuri (mit Käse gefüllte Teigtaschen - ein georgisches Nationalgericht). Mit Erstaunen sahen wir zu, wie unsere georgischen Tischnachbarn bereits mittags das 12,5 %ige Kazbegi-Bier dazu benutzten, den in großen Flaschen herbeigeschafften Wodka herunterzuspülen (ca. zwei Flaschen für 6 Personen - beim Bier haben wir nicht mitgezählt). Die Nächte verbrachten wir im Intourist-Hotel aus Sowjetzeiten; eine relativ preisgünstige Übernachtungsmöglichkeit mit unerwartet viel Ambiente: große Empfangshalle, rote Teppiche, großzügiges Treppenhaus mit geschmackvollen Wand- und Deckenverzierungen und Holzparkett in den Gängen.

Doch selbst diesen Luxus konnten wir in der nächsten Stadt noch toppen: in Kutaisi bekamen wir eine Suite mit Schlaf-, Wohn- und Esszimmer, sowie zwei Balkonen und Bad mit heißen Wasser für nur 40 Lari (17 Euro) - die alten Möbelstücke mit Holzintarsien sahen teuer aus und die Blümchentapeten gefielen uns sehr gut. Das "Hotel" fanden wir allerdings nur mit Hilfe der Einheimischen, denn zum einen können wir die georgische Schrift nicht lesen, zum anderen gab es kein erkennbares Hotelschild und zu allem Überfluss war das "Hotel Kutaisi" im Stadtplan des Lonely-Planet-Reiseführers auch noch falsch eingezeichnet.

Oper in Tiflis
Die Oper in Tiflis
Die Tage in Kutaisi verbrachten wir mit der Besichtigung diverser Kirchen und dem berühmten Gelati-Kloster (für die ItalienerInnen unter euch: es hat nichts mit Eis zu tun). Lustig waren noch unsere Abende mit einem Syrier, der uns ein syrisches Abendessen kochte und dank dessen Satelliten-TV wir deutsches Fernsehen genießen konnten.

Weiter ging es dann nach Akhaltsikhe im südlichen Bergland. Dieses gemütliche Städtchen mit seinen freundlichen Menschen gefiel uns so gut, dass wir dort zwei Tage mit Spazierengehen und Faulenzen verbrachten. Außerdem gab es hier einen Minibus zu unserem nächsten Ziel, der mittelalterlichen Höhlenstadt Vardzia. Die Felswand mit den Höhlen liegt auf 1200 m Höhe malerisch in einem Flusstal, das uns mit seiner saftig grünen Vegetation stark an das schöne Allgäu erinnerte. Seit das große Sowjet-Hotel dem Verfall überlassen wurde, leben hier nur noch 8 Mönche in den Höhlen neben der 900 Jahre alten Höhlenkirche und zwei "Museumswächter" die auch für die Vermietung der zwei Hütten an Touris verantwortlich sind. Für das leibliche Wohl muss man selber sorgen - erster Einsatzort für unseren Wasserfilter.

Intourist Hotel in Tiflis
Hier haben wir gewohnt: das alte Intourist Hotel in Tiflis
Nach einer Tagesreise auf straßenähnlichen Schlaglochpisten erreichten wir die georgische Hauptstadt Tiflis. Dort stiegen wir im mittlerweile recht heruntergekommenen Intourist Hotel Iveria ab, da dieses mitten im Stadtzentrum liegt und bezahlbare Zimmer vermietet.

Seit einigen Tagen genießen wir hier die urbane Atmosphäre - breite Boulevards mit vielen Cafes, schöne Architektur, buntes Treiben auf dem großen Markt, tägliches Verkehrschaos sowie leckeres Essen und billiges Bier. Gestern haben wir einen Ausflug zur alten Königs-Hauptstadt Mtskheta gemacht. Dort erklommen wir den Hügel auf dem die Jvari-Kirche steht und hatten eine wunderbare Aussicht auf den Ort. Anschließend besuchten wir noch die Sveti-Tskhoveli-Kathedrale - für uns die schönste Kirche Georgiens.

Morgen dringen wir weiter in den wilden Osten vor: mit der georgischen Eisenbahn geht es weiter nach Baku in Aserbaidschan.

Was uns in Georgien aufgefallen ist:

Den Lebensstil der Menschen in Georgien, einer christlichen Enklave in der muslemisch geprägten Region, fanden wir sehr erholsam und angenehm.

Aserbaidschan

Baku - 28.05.2003

Baku
Die schöne Promenade in Baku. Etwas rechts oberhalb der Bildmitte "unser" Hotel.
Die Eisenbahn war ein russisches Modell Marke Uralt und der Zustand der Schienen bescherte uns eine gemächliche Schaukelfahrt durch die Nacht nach Baku. Der Grenzübertritt von Georgien nach Aserbaidschan dauerte insgesamt ca. 2 1/2 Stunden und verlief problemlos. Die von den georgischen Zollbeamten verlangte "Ausreisegebühr" konnten wir mit den englischen Worten "No, why?" abwenden.

Im Morgengrauen erreichten wir das Kaspische Meer, das 28 Meter unter normal Null liegt. An der Küste entlang ging es weiter nach Baku. Immer wieder kamen wir an Ölfeldern mit uralten, teilweise noch in Betrieb befindlichen Förderanlagen vorbei. Nicht zuletzt diese sind wohl schuld daran, dass teilweise ganze Landstriche verseucht sind. Davon zeugen schwarze Erdöltümpel und selbst der Geruch des Meeres erinnert bei ungünstigen Wind stark an den heimischen Heizölkeller. Doch nicht immer ist es schlecht, wenn die Bodenschätze zu Tage treten. An manchen Stellen tritt Erdgas aus dem Boden; diesen Umstand nutzten schon vor tausenden von Jahren die "Zoroastrians", die über diesen Stellen Feuertempel mit ewig züngelnden Flammen errichteten. Eines dieser faszinierenden Bauwerke befindet sich ganz in der Nähe von Baku, allerdings aus dem 18. Jahrhundert, und daher sehr gut erhalten. Uns hat die Anlage gefallen. Sie bestand aus einem geschlossenen Hof, ringsherum kleine Türen in der Wand, die zu Übernachtungskammern führten und in der Mitte befand sich der Tempel aus dessen Boden und den vier Ecken des Daches Flammen züngelten.

Feuertempel
Ein schöner Feuertempel und im Hintergrund die unvermeidlichen Ölfelder.
Baku selbst ist eine lebhafte Großstadt mit einer sehr schönen Promenade, die zum Flanieren einlädt und einer richtigen Fußgängerzone (die letzte Fußgängerzone, die diesen Namen auch verdient, haben wir in Izmir, Türkei, gesehen). Wir verbringen die Tage damit in Teegärten Tee und in Straßencafes Bier zu trinken, und genießen es, bei unseren zahlreichen Spaziergängen an schönen alten Häusern aus der Ölboomzeit Anfang des 20. Jahrhunderts vorbeizukommen.
Von unserem Hotelbalkon im 11. Stock haben wir einen herrlichen Blick über die Bucht von Baku und können den Polizisten dabei zusehen, wie sie versuchen Fahrzeuge anzuhalten; mazimal jeder 10. folgt dem wilden Gefuchtel und zahlt dann wohl seinen obligatorischen Obulus - die Anderen winken zurück, blenden auf und geben Gas...

Gestern sind wir mit dem Minibus nach Quobustan gefahren. Dort organisierten wir uns ein Taxi zu den beeindruckenden Petroglyphen (aus dem 12. bis 8. Jahrhundert vor Christus stammende Felsritzungen) und zu den ca. drei Meter hohen, fauchenden und lustig blubbernden Schlammvulkanen, die immer wieder kleinere Ladungen Dreck in die Luft pusteten.


In Aserbaidschan haben wir fast nur die Hauptstadt Baku gesehen, der man die Petro-Dollars im Gegensatz zum deutlich ärmeren Tiflis schon ansieht: gepflegte Parks mit funktionierenden Freizeiteinrichtungen, befahrbare Straßen, wirkliche Einkaufsmöglichkeiten und neue Hochhäuser a la Klein-Dubai. Man merkt zumindest in Baku kaum etwas davon, dass Aserbaidschan ein islamisches Land ist: es gibt hier fast keine Frauen mit Kopftuch, sehr wenige Moscheen und fast überall wird Alkohol ausgeschenkt. Allerdings sorgt das prototypische Machoverhalten der in kleinen und großen Gruppen herumziehenden Jungs schon dafür, dass man nicht völlig vergisst, dass man sich hier in einer islamisch geprägten patriachalen Gesellschaft befindet.
Besonders gefreut hat uns auch, dass wir die hiesige Schrift (Azeri Kyrillic + Azeri Latin) entziffern können und dass, aufgrund der Sprachverwandtschaft der Turksprachen, unsere in der Türkei erlernten Phrasen hier verstanden werden.

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